Dienstag, 20. Mai 2014

Was treibt Qualitätsjournalisten wie Nikolaus Blome?

Huhu, liebes Blogvolk.

Ihr kennt bestimmt dieses Phänomen: Man hört, sieht oder liest etwas, regt sich darüber auf oder findet es besonders gut, dann recherchiert man, erkundigt sich, beleuchtet Hintergründe und mit einmal erklärt sich eine komplexe Fragestellung oder ein Problem wie von selbst. So ging es mir heute in meiner morgendlichen Presseschau. Die vielen RSS-Feeds durchzusehen nimmt in der Regel nur einen kleinen Teil meiner Lebenszeit in Anspruch. Es sei denn, man findet inmitten dieser RSS-Flut eine oder mehrere Perlen. Wobei diese Perlen leider auch einen negativen Touch haben können. In solchen Fällen, also wenn mich eine Meldung oder ein Artikel ‚anschreit‘, dann raffe ich mich in der Regel auf, darüber etwas zu schreiben.

So geschehen heute, wie ihr euch sicherlich schon denken konntet. Ein Kommentar von Niklaus Blome in Spiegel online, ein Journalist meiner Generation, beschreibt aus seiner Sicht die Notwendigkeit des Bündnisbeistands für bestimmte Länder Osteuropas und kritisiert die Bundesregierung scharf, dass sie Russland viel zu wenig die Leviten liest.

Ihr habt sicherlich seinen kleinen ‚Denkfehler‘ schon bemerkt. Er geht grundsätzlich von einem Nato-Bündnisfall für osteuropäische Staaten aus. Also Staaten, die die Nato entgegen von Vereinbarungen sich einverleibt hat. Und hier sind wir ganz schnell beim Ukraine-Konflikt. Noch einmal zur Erklärung, falls jemand es nicht mehr im Hinterkopf hat. Deutschland und Westeuropa haben als Gegenleistung für den Rückzug der sowjetischen Truppen aus der DDR, der Sowjetunion zugesagt, dass die Bodenreform der DDR nicht angetastet und eine Osterweiterung der Nato nicht stattfinden wird. Letztere ist sicherlich keine Abmachung für immer und ewig, wer weiß schon was in 100 Jahren passiert, aber mindestens für die nächsten 50 Jahre sollte letzteres Versprechen Bestand haben. Aber wie kommt es zur Notwendigkeit dieser Bündnisfallzusage? Der Westen hat Russland schlussendlich mit dem geplanten Kooperationsabkommen mit der Ukraine so sehr in die Enge getrieben, dass das der Auslöser dieses Konfliktes wurde. Man provoziert den Konflikt und beschwört danach den Bündnisfall. Also wenn das keine Kriegstreiberei ist, dann weiß ich auch nicht mehr? Weiter zum Thema: Wer ist in den vergangenen 20 Jahren als Aggressor in Osteuropa aufgetreten? Diese Frage wird sehr gut in der Sendung Neues aus der Anstalt vom 29.04.14 beantwortet. Ich verlinke einfach mal, auch wenn es mir wieder etwas Ärger einbringen kann.




Es ist leider schon aussagekräftig genug, wenn man, um wichtige Zusammenhänge aufzuzeigen, nicht mehr auf Artikel großer Zeitungen oder Zeitschriften zurückgreift, sondern auf politische Satiresendungen. Aber wie kam es dazu, dass diese Medien, egal ob NSA-Skandal, Jugoslawien oder Ukraine, nicht mehr ihrem Auftrag nachkommen? Eine Erklärung findet sich in der genannten Sendung. Von meiner Seite würde ich gern die Sache, wie die Kollegen im Fernsehen, mal mit Fakten untermauern. Hätte und könnte gibt es schon genug und liegen auch in der Natur der Sache, denn der Konflikt ist ein paar Meter weg. Das Internet hilft uns bei vielem, aber auch nicht bei allem.

Also einige Fakten zum Artikel:

-Es erscheint ein Kommentar bei Spiegel online mit dem Titel Wer stumm bleibt, ist feige

-In diesem Kommentar geht es, wie schon geschrieben, im wesentlichen um die ‚Verteidigung‘ des Bündnisgebietes der Nato. Das Gebiet liegt zufälligerweise in Osteuropa.

-Der Verfasser ist Nikolas Blome.

So weit, so gut. Aber können wir erkennen, woher sein Drang kommt, einen solchen ‚Vorkriegsaufruf-Kommentar‘ zu verfassen? Schauen wir noch näher hin: Woher kommt Blome, wie war sein Werdegang? Um sich ein umfassenderes Bild zu machen, muss man diese Fragen mit beantworten:

-Geboren 1963 in der BRD -Studierte in Bonn und Paris Politik, Volkswirtschaft und Geschichte

-War beim beim Blatt der Ewiggestrigen, beim Tagesspiegel, und ab ca. 1997 in verschiedenen Positionen bei Springer. Da war er für die Welt und Bild verantwortlich unterwegs. Also bei den Verlagen und Blättern, die in der genannten Sendung als ‚Lokalausgabe der Nato-Pressestelle‘ bezeichnet werden!!!

-Ab 2013 ist er Mitglied der Chefredaktion beim Spiegel und Spiegel online

Wenn man das so liest, wird seine Motivation schon nachvollziehbarer. Er ist anscheinend im vergangenen Jahrtausend und im Kalten Krieg gedanklich hängen geblieben. Er verfolgt vermutlich immer noch seine alten Feindbilder, die in den verschiedenen Pressestellen bis heute am Leben gehalten werden. Und jetzt kommt es: Er wird mit Auszeichnungen nur so überschüttet. Für mich stellt sich die Sache so dar, dass er besonders gut den geforderte Ton für die Transatlantische Freundschaft in den Pressestellen trifft. Wie z. B. beim jetzigen Kommentar. Wenn also einer wie Blome in der Vergangenheit verharrt und das Wohlwollen der Medieninhaber besitzt, wer das auch immer sein mag, dann ist seine artikulierte Meinung gewollt und gern gesehen. Zu diesem Schluss muss man dann aber auch kommen dürfen. Vielleicht haben wir hier ein wichtiges Puzzlesteinchen für das Phänomen, dass in einer Gesellschaft mit einer grundgesetzlich gesicherten Meinungsfreiheit, die Massenmedien in bestimmten wichtigen Themen immer gleichgeschaltet wirken.

Für mich ist das ein Ansatzpunkt, dieses Thema weiter zu beleuchten. Ich werde Autoren, deren Artikeln mir auffallen, hinterfragen, ihren Werdegang recherchieren und ggfs. hier eine kleine Serie daraus machen. Vielleicht verfestigt sich meine Annahme.

Mal sehen

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