Mittwoch, 6. Juni 2012

Der Dorfladen

Huhu, liebes Blogvolk.

Als ich das erste mal mit der Mutter meiner Kinder in ihr Dorf kam, ist mir einiges in Erinnerung geblieben. Das Dorf als solches, die Ruhe, die Natur, das Vieh und natürlich der Dorfladen. Er war das absolute Zentrum im Dorf. Ich wurde natürlich auch mal hingeschickt, um irgendwelche Kleinigkeiten zu kaufen. Völlig unnötig, aber so konnte ein Großteil der Dörfler mich begutachten. Man muss wissen, es gab in diesem Laden keine übliche Warteschlange (als gelernter DDR-Bürger konnte man mit Schlangen umgehen). Es war mehr eine lose Zusammenstellung von Leuten. Ich war von dieser Herangehensweise völlig überfordert und hatte keine Übersicht, wann ich nun endlich rankam. Damals wurde man in Dorfläden noch bedient. Die Dörpfruen machten sich einen Spaß draus. Nach einer Weile schauten mich alle an, das war das Zeichen - Jetzt bist Du an der Reihe. Es war wirklich kein System erkennbar. Ich bekam dann noch den falschen Teesluck, was meine Schwiegermutter so richtig auf die Palme brachte. Sie ging mit der teuren Flasche Weinbrand wieder hin und machte dort erst einmal Linie. Ab da haben mir die Damen dort immer die Wünsche von den Lippen abgelesen, denn ich war ja der Schwiegersohn von … .
Ihr merkt schon, in so einem Dorfkonsum war richtig was los und so manche Kleinstadt wäre froh gewesen über so viel Neuigkeiten.
So ein Dorfladen hat nach meiner Meinung auch noch eine andere wichtige Funktion. Neben der regionalen Sozialisierung spielt auch die regionale Wirtschaft und nicht zuletzt, die Ökologie eine wichtige Rolle. Wenn durch solche Läden Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben oder sogar wieder geschaffen werden, hat das für junge Menschen ebenfalls einen positiven Aspekt. Die gehen dorthin, wo das Brot wächst und wenn das in der Heimat ist, dann müssen sie nicht wegziehen. Außerdem benötigt nicht jeder im Dorf ein Auto, nur um einkaufen zu können. Das alles nur durch einen Dorfladen. Er kann natürlich nicht die Welt retten, aber er ist eine Art ‚Leuchtturm‘.
Deshalb kann ich es gut verstehen, wenn Leute sich für IHREN Dorfladen stark machen. Große Einkaufszentren mit durchorganisierten Kassenschlangen haben wir schon genug und deren Gewinne bleiben sowieso nicht in der Region.

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